Zum sechsten Mal fand in der Aula der Liebigschule die Menschenrechtswoche vom 9.-13.Dezember statt, diesmal parallel zum 65.Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die 1948 in Paris verkündet wurden. Diesmal in kleinerem Rahmen als sonst üblich, gab es wieder Filme und Vorträge zum Thema.
Die Aula war, wie üblich, gut gefüllt mit Klassen und Kursen, die sich informieren und über die Probleme diskutieren wollten, die von den Referentinnen und Referenten vorgestellt wurden.
Am Montag wurde zuerst die Situation der Menschenrechte in Eritrea von Mitgliedern der eritreischen Demokratiebewegung, ein Film dokumentierte ein Hilfsprojekt für Frauen in Eritrea. Danach waren Pfarrer Ulrich Schaffert und ein Flüchtling aus der Gruppe der 22 in der Aula. Schaffert informierte über die Aktion WIR FÜR 22, die Flüchtlingen aus Afrika ein Obdach in evangelischen Kirchengemeinden geschaffen hat. Abu Bakr wiederum berichtete über sein Schicksal als Flüchtling, das von Libyen über Lampedusa schließlich nach Frankfurt führte. Dort mit anderen Flüchtlingen aus Afrika obdachlos, wurde er schließlich von den evangelischen Nordweststadt-Gemeinden aufgenommen und nun in der Gutleut-Gemeinde untergebracht.
Am Dienstag war der Schauspieler Peter Lehmann zu Gast und berichtete aus seiner Sicht als Chilene in Deutschland mit deutschen Wurzeln über die Geschichte einer doppelten Emigration, diejenige seiner Eltern vor den Nazis und seine eigene vor der Pinochet-Diktatur.
Danach entwickelte Dr.Gernot Lennert von der DfG/VK in einem detaillierten Vortrag eine juristische Grundlegung des nur in wenigen Staaten anerkannten Rechts auf Kriegsdienstverweigerung im Rahmen der bestehenden Menschenrechte.
Anzumerken ist ja leider, dass dieses Recht vor 65 Jahren noch nicht im Katalog der Menschenrechte aufgenommen wurde. Doch auch Menschenrechte, so Lennerts These, sind historisch bedingt und werden nur in ständigen Kämpfen und Konflikten erweitert. Dennoch sind auf der Basis der geltenden Rechte solche neuen Rechte durchaus ableitbar.
Am Mittwoch konnte nach dem Dokumentarfilm über ein Laufwunder aus Orissa/Indien, dem vierjährigen ‚Marathon-Boy' Budhia, ein konkretes Projekt deutsch-indischer Zusammenarbeit den Schülern vorgestellt werden. Dr. Jona Aravind Dohrmann, selbst ehemaliger Liebigschüler, organisiert mit dem gleichnamigen Verein Bildungs- und Gesundheitsprojekte in Nagpur und machte dies in einer Präsentation für die Schüler sehr anschaulich. Hier bieten sich auch Möglichkeiten für Praktikanten, vor Ort in solchen Projekten mitzuarbeiten.
Am Donnerstag dann stand das Thema der Religionsfreiheit im Islam und in islamischen Staaten zur Debatte. So wurde im ersten Vortrag die Situation der Ahmadiya in Pakistan und im zweiten Vortrag die der Baha'i im Iran dargestellt. Beide Religionsgemeinschaften werden in diesen Staaten verfolgt und diskriminiert, ihre Existenz ist eine Anfrage an Toleranz und Achtung der Glaubensfreiheit in sunnitischen wie schiitischen Staaten. Eindrucksvoll und anschaulich vorgetragen, war auch vieles über die Besonderheiten dieser Glaubensgemeinschaften zu erfahren.
Am Freitag schließlich schilderte Hannah Schröder, ehemalige Schulsprecherin, ihre Erfahrungen aus einem Schulprojekt im Innern Kenias, wo ohne Infrastruktur wie Strom und fließendes Wasser, Straßen, Supermärkte usw. das Leben gemeistert werden muss. Zudem brachte sie die schwierige politische Situation Kenias anschaulich nahe.
Zum Abschluss der Menschenrechtswoche referierte Joachim Brenner vom Förderverein Roma über die Situation der Sinti und Roma in Geschichte und Gegenwart. Der Schwerpunkt lag aber auch hier auf der Arbeit des Förderverein sowie gelungenen Projekten von Integration. Nicht zu vergessen sei aber auch das Engagement für Erinnerung an den Völkermord an diesen Volksgruppen durch die Nazis. Hier könnten die Schulen doch noch einiges tun, Material liege dazu vor.
In den Pausen gab es wie immer den Verkauf von Transfair-Produkten in der Pausenhalle, die mit Postern der verschiedenen Menschenrechtsgruppen auf aktuelle Probleme hinwies.
Daneben hingen Bilder von Schülerinnen und Schüler aus der sechsten Klasse. Interessierte konnten sich an der Briefaktion von amnesty international für Gefangene in sechs verschiedenen Ländern beteiligen.
Herbert Kramm-Abendroth
Die Menschenrechtsgruppe der Liebigschule